Könnten Pilze die Rohstoffe der Zukunft sein?
Beitrag von Oktober 2021
Einen noch etwas weiteren Blick in die Zukunft der Rohstoffentwicklung wagen wir bei unserem nächsten Thema: Pilze als Rohstoffe.
Auf den ersten Blick sicher eher ungewöhnlich, sich auf Pilze als mögliche Zukunftstechnologie im Bereich der Bauindustrie zu konzentrieren, wo wir doch sonst eher damit beschäftigt sind, Häuser und andere Bauelemente vor Schimmelpilzbefall zu schützen. Es soll hier aber um den bewussten Einsatz von Pilz-Biotechnologie gehen und nicht um einen unfreiwillig eingetragenen Schimmelpilz.
Denn Pilze können sehr viel mehr. Sie werden von einigen Wissenschaftlern als wichtige Grundlage angesehen beim Übergang von einer erdölbasierten Wirtschaft hin zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft. Der Grund liegt in ihrer einzigartigen Fähigkeit, organisches Material in eine Vielzahl verschiedener Stoffe umzuwandeln. Sie können also selbst genutzt werden, genauso wie die Stoffe und Chemikalien, die sie produzieren.
Bestehende Pilzprodukte finden sich in Chemikalien, Medikamenten wie Antibiotika oder Penicillin, Proteinen, Vitaminen, Fleischersatzprodukten sowie in Verbundmaterialien und veganem Leder. Pilze oder deren Stoffe können also in unterschiedlichsten Formen auftauchen und eingesetzt werden, ob fest oder flexibel, in warmer oder kalter Umgebung und grundsätzlich komplett biologisch abbaubar. Und genau diese Umstände machen die Pilze in einer nach immer nachhaltigeren Produkten nachfragenden Welt so interessant. Hinzu kommt zusätzlich, dass Pilze sehr schnell wachsen und im Bioreaktor produziert werden können. Das bedeutet im Bereich der Nahrungsmittelindustrie, dass Fleischersatzprodukte aus Pilzen eine ernsthafte Alternative darstellen. Sie sind wesentlich nachhaltiger zu produzieren als tierische Fleischprodukte, da sie weit weniger Wasser verbrauchen und sind im Geschmack aufgrund ihrer Textur dem Hühnerfleisch sehr ähnlich. So können sie einen wesentlichen Beitrag leisten, um das weltweite Hungerproblem besser in den Griff zu bekommen.
Im Bereich der Kunststoffe findet die von Pilzen produzierte Itaconsäure eine große Anwendung. Mit Hilfe der Säure werden Autoteile, synthetischer Gummi und Lego hergestellt. Das Interesse ist groß, mit diesen natürlichen Produkten Polystyrolschäume, Leder und weitere Baumaterialien zu ersetzen.
Im Bereich der Verpackungen wirbt die Firma Mushroom Packaging mit Verpackungen, die nicht produziert werden müssen sondern wachsen. Die einzigen beiden Bestandteile der wärmeisolierenden, wasserbeständigen und nach 45 Tagen wieder komplett kompostierten Verpackungslösungen sind Hanf und Pilzfäden. Die Produktionszeit bzw. ja eigentlich die Wachstumszeit beträgt 7 Tage.
Somit ist es dann doch nicht ganz so weit weg, sich auch im Bereich der Dichtstoffe, Kleber und Schäume pilzbasierte Ersatzprodukte vorzustellen.
Klar ist aber auch, dass noch einige Hürden zu überwinden sind. Die große Herausforderung bleibt, die Produkte in großem Maßstab kostengünstig herzustellen, um dann auch in der Breite mit den aktuell bestehenden Produkten konkurrieren zu können.
Wir sind jedenfalls sehr gespannt und werden die Entwicklung der Pilz-Biotechnologie weiter aufmerksam verfolgen.
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